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Traumatisierungen - die Narben der modernen Sklaverei

 

Personen, die zu Betroffenen von Menschenhandel und Ausbeutung wurden, tragen Erfahrungen von Gewalt, Missbrauch, Betrug und Herabwürdigung mit sich. Wer kaum etwas anderes kennt als Armut, Angst und das Gefühl von Wertlosigkeit, verliert schnell die Hoffnung auf ein besseres gewaltfreies Leben. Vielen Betroffenen von Menschenhandel und Prostitution fehlt der Glaube ein besseres Leben haben zu können. Doch selbst auf diejenigen, die Mut und Kraft finden und sich für einen Ausstieg entscheiden, warten Hürden und Schwierigkeiten.

 

Die größte Hürde abseits des Bangens um eine Chance auf dem legalen Arbeitsmarkt bilden die vielfachen Traumatisierungen, welche die Betroffenen als unsichtbare Narben davontragen.

 

Unsichtbare schwere Narben

 

Ein Trauma erleben wir Menschen durch Ereignisse, die uns oder nahestehende Personen der Gefahr von Tod oder Verletzung unseres Körpers aussetzen, oder der Verletzung unserer psychischen Integrität. Die Ereignisse sind dann traumatisch, wenn sie von der betreffenden Person als bedrohlich erlebt werden. Das Erleben ist dabei von Angst, Entsetzen, Hilflosigkeit und Versagen geprägt. "Die traumatische Belastung umfasst nicht nur das Trauma selbst, sondern auch die Geschehnisse, die zu einem späteren Zeitpunkt in Anknüpfung an das Trauma stattfinden." Betroffene, die zu HOPE FOR THE FUTURE kommen, wollen ihren Weg in eine alternative berufliche Zukunft gehen und müssen das mit all den Narben und Verletzungen tun, die ihre Vergangenheit mit sich gebracht hat. Geschichten Betroffener wie die von Joana , Susan , Ines und weiterer zeigen wie vielen verschiedenen traumatischen Erfahrungen sich solche Personen stellen müssen während sie ihren Weg in eine gewaltfreie Zukunft frei von Ausbeutung gehen.

 

Schweres Gepäck für die Betroffenen

 

Die Psychologie unterscheidet zwischen zwei Typen von Traumata: einerseits solche, die durch ein einschneidendes Ereignis wie einen Unfall, den Tod eines nahestehenden Menschen oder eine Katastrophe zustande kommen; andererseits beziehungsabhängige Traumata, die massive Erschütterungen des Selbst und der Bindungsstrukturen verursachen. Die zweite Form ist wesentlich komplexer und oft wesentlich langwieriger und folgenreicher für die Betroffenen.

 

 

 

Auch wenn die Ausbeuter*innen und Unterdrücker*innen keinen Zugriff mehr auf die Betroffenen von Menschenhandel oder Prostitution haben, bleiben die unsichtbaren Narben zurück. Die Betroffenen erleben weiterhin viele Einschränkungen ihres täglichen Lebens aufgrund der Traumatisierungen. Die Personen leiden unter schrecklichen Erinnerungen, quälenden Albträumen oder willkürlichen Rückblenden, die mit überwältigenden Emotionen und körperlichen Empfindungen einhergehen. Eine anhaltende Grundangst und die Erwartungshaltung bedroht oder betrogen zu werden sind ständige Begleiter im Erleben der Betroffenen, jeden einzelnen Tag.

 

 

 

Die Narben der modernen Sklaverei beeinträchtigen die Lern- und Erwerbsfähigkeit der Betroffenen

 

Die Folgen der traumatischen Belastung wiegen schwer. Die traumatisierten Personen haben Schwierigkeiten ihre Emotionen zu kontrollieren und reagieren oft von außen betrachtet unangemessen. Die Reaktionsmuster der Betroffenen erklären sich jedoch aus ihrer Vergangenheit und den Bewältigungsstrategien, die sie als Reaktion auf die gewalttätigen und erniedrigenden Handlungen durch ihre Unterdrücker*innen erfahren haben. Diese Strategien waren in ihrem früheren Leben angebracht und notwendig, doch im neuen Umfeld sind sie oft unangemessen und wenig hilfreich.

 

 

 

Die Traumata verändern die Selbstwahrnehmung der Personen. Sie erleben sich als wertlos und entwickeln die Gedanken, dass sie selbst schuld an ihren Verletzungen wären. Ihre Lebenseinstellung ist von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung geprägt. Es gelingt ihnen kaum Freude zu empfinden. Nähe und soziale Beziehungen aufrecht zu erhalten fällt ihnen äußerst schwer. Die Traumatisierung hat eine unmittelbare Wirkung auf das Gehirn, ein erhöhter Cortisol-Spiegel sorgt für ein erhöhtes Erregungslevel. Das ständige Level an Angst und Aufregung stört die Leistungsfähigkeit des Gehirns und das emotionale Erleben. Ein Gefühl von Selbstunwirksamkeit macht sich breit, Freude und Erfolgserlebnisse sind kaum möglich. Bei zusätzlicher Erfahrung von Stress kommt es nur mehr zu Erstarrung, die Person wird handlungsunfähig oder erleidet einen gänzlichen Zusammenbruch.

 

 

 

Glückliche Zukunft trotz Trauma - Arbeitsintegration mit HOPE FOR THE FUTURE

 

Personen, die zu HOPE FOR THE FUTURE kommen haben den wichtigsten Schritt in ihre neue Zukunft bereits gewagt, dennoch warten große Herausforderungen auf sie. Das Workshop- und Arbeitsintegrations-Programm bei HOPE FOR THE FUTURE bietet Rahmenbedingungen, die auf die traumatische Vergangenheit der Betroffenen Rücksicht nimmt. Die KlientInnen können zum ersten Mal seit langem Autonomie, Kompetenz und Zugehörigkeit erleben. Sie können erfahren, dass sie entscheiden dürfen, dass sie etwas bewirken können, dazugehören und wertgeschätzt werden.

 

 

 

Auch wenn es vordergründig beispielsweise darum geht Näharbeiten  zu lernen, geht es gleichzeitig immer darum die Erfahrung zu machen, dass den eigenen Wünschen und Bedürfnissen mit Respekt begegnet wird. Es gibt immer wieder Gelegenheit für Pausen und Gespräche, wenn es notwendig ist. Die KlientInnen werden von Sozialbetreuerinnen begleitet.

 

 

 

Der Arbeitsplatz kann als sicherer Ort erlebt werden und muss für die traumatisierten Personen berechenbar sein. Es muss Klarheit darüber herrschen was warum geschieht und wie die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche Platz finden. So ist gewährleistet, dass die Betroffenen Erfahrungen jenseits von Ausbeutung und Gewalt machen und sich ihr Erleben langsam und Schritt für Schritt ausbalanciert. So können sie wieder an ihre Selbstwirksamkeit, ihren Wert und ihre Integrität glauben.

 



HOPE FOR THE FUTURE | Verein zur Förderung von Personen, die von Menschenhandel bzw. Prostitution betroffen sind

EMAIL: office@hopeforthefuture.at | TELEFON: +43 (0)677 614 815 00 | ADRESSE: 1090 Wien, Badgasse 1-7/5/4